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Schnitz|Stand|Ort Langenleiten

Holzindustrie und Künstlerateliers

GESCHICHTE

Ein einzelner, entschlossener und engagierter Mann verwandelte das arme Bergdorf Langenleiten in ein Zentrum der Holzindustrie: Im Jahr 1913 übernahm Johann Kippes die katholische Pfarrei des Ortes. Es herrschten Armut und Wohnungsnot; die Tuberkulose grassierte im Dorf. Zielstrebig rückte der neue Pfarrer den Missständen zu Leibe: Er gründete einen St.-Johannis- Zweigverein als Träger für seine sozialen Projekte; er erstellte eine Statistik zu den Wohnverhältnissen und beschaffte die notwendigen staatlichen Finanzmittel für den Bau neuer Häuser.

Besonders aber bemühte sich Kippes um neue Erwerbsmöglichkeiten: Durchschlagenden Erfolg hatte 1916 ein Kurs im Holzschuhschnitzen. Getragen vom St.-Johannis-Verein, bezuschusst vom Hausindustrieverband und mit etwa 40 kriegsinvaliden Arbeitern von der Regierung unterstützt, ließ Kippes in nur einem Winter 9.500 Paar Holzschuhe produzieren. Dieser Erfolg brachte neues Investitionskapital: Der Betrieb expandierte! 1924/25 konnte sogar ein stattliches Werkstattgebäude errichtet werden: Die „Rhönheimindustrie Langenleiten“ beherbergte auf zwei Geschossen jeweils 120 qm Arbeitsfläche – mit einem Maschinenpark im Erdgeschoss. Etwa 60 Personen produzierten nun in der Werkstatt oder als Heimarbeiter Möbel für Kindergärten, aber auch Spielsachen oder Holzschindeln. Einen eigenen Produktionszweig bildete die kunstgewerbliche Abteilung. Hier verfertigten mehrere begabte Holzschnitzer vor allem Religiöses: Heiligenfiguren, Krippen und Kruzifixe. Kippes’ St.-Johannis-Verein und ab 1939 der Ordensverbund seiner Nachfolgerin Schwester Valeria organisierten den Absatz an kirchliche und kirchennahe Einrichtungen.

Dennoch schrieb die Rhönindustrie bald rote Zahlen. Zwangsaufträge für die Wehrmacht hielten den Betrieb am Leben, bis ein Großbrand 1945 das vorübergehende Aus brachte. Der Wiederaufbau nach dem Krieg erfolgte zunächst in kirchlicher Trägerschaft. 1965 kam die Rhönindustrie in private Hände und wuchs erneut zu einem wichtigen Unternehmen heran.

EMIL ARNOLDS TALENT

Als siebtes Kind der Eheleute Friedrich und Karolina Arnold wurde Emil Arnold am 17. Juli 1897 in sorgenvolle Armut hineingeboren. Die Familie lebte von einer kargen Landwirtschaft und der Vater verdiente, wie andere Dorfbewohner auch, als Holzschnitzer dazu. Lange bevor hier Johann Kippes aus der Holzverarbeitung eine Industrie machte, fertigte Friedrich Arnold bereits aufwändig gestaltete Spazierstöcke, schnitzte Kruzifixe und verzierte die Bänke der örtlichen Pfarrkirche.

Diese Kunstfertigkeit vererbte er an seinen Sohn Emil: Auch diesem blieb eine Ausbildung zum Holzschnitzer verwehrt. Er fand jedoch im Waldberger Arzt Eustach Bühner einen Förderer, der ihn in Anatomie und Kunstgeschichte unterrichtete. Bald schnitzte Emil neben Kruzifixen, auch Heiligen- und Krippenfiguren. Dabei bewies er nicht nur technisches Können, sondern entwickelte auch einen eigenen Stil: Gotische und barocke Elemente verschmolz er zu einer expressiven und zugleich ergreifenden Einheit, in der stets ein tiefes persönliches Mitempfinden spürbar wird.

Johann Kippes förderte Emil Arnolds Talent, indem er ihn für die kunstgewerbliche Abteilung der Rhönindustrie schnitzen ließ. Durch den überregionalen Vertrieb der Waren fanden seine Kruzifixe und Krippenfiguren deutschlandweit Verbreitung. Größere und bedeutendere Arbeiten schuf er vor allem im nächsten Umkreis, besonders für die Kirche seines Heimatortes: Das überlebensgroße Kruzifix und die Figur des Hl. Antonius stammen ebenso von ihm, wie der eindrucksvolle Erzengel Michael in einer Außennische am Chor hoch über dem Dorfanger.

LANGENLEITENER BILDHAUER/-INNEN UND KÜNSTLER/-INNEN

In Langenleiten lebt und arbeitet heute eine ganz neue und lebendige Generation zeitgenössischer KünstlerInnen. Jeder dieser KünstlerInnen ist auf seine eigene Art und Weisekreativ und schöpferisch. Hier gehen künstlerische Arbeit und alltägliches Leben Hand in Hand. Die Ateliers mit aktuellen Werk-Ausstellungen liegen rund um den Dorf-Anger. Kein Rhönort beheimatet mehr bildende Künstler.

INDUSTRIE UND HANDWERK

Die Rhönindustrie, einst der Motor der örtlichen Schnitzerei, stellte die Produktion nach ihrem Verkauf 1965 auf die Herstellung von vor allem Fenstern und Fensterläden um und ist heute ein erfolgreiches innovatives Unternehmen. Der Großproduktion von Holzschnitzwaren widmet sich eine Fräserei am Ortsrand. Computergesteuerte Maschinen fräsen hier Figurenrohlinge aus Holzblöcken. Diesen Fräslingen geben Berufs- und Hobbyschnitzer europaweit per Hand den letzten Schliff.

Bildnachweise: historische Fotos: privat, Foto Katzenskulptur: Heike Metz, Foto Krippenfiguren: Fritz Benke, Foto Fließtext „Langenleitener Bildhauer...“: Herbert Holzheimer

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